In seinem neuen Buch beschreibt Igal Avidan, dass es in Israel zwiswchen Juden und Arabern nicht nur Abgrenzung und Auseinandersetzungen bis zu Hass und Gewalt gibt. Sondern auch viele Initiativen für friedliche, wenn auch und brüchige Koexistenz. An vielen Begegnungen und Gesprächen vor Ort zeigt er, wie auch gegenseitige Hilfe, Solidarität und gute Nachbarschaft verbreitet sind.
Igal Avidan lebt als Journalist und Buchautor in Berlin.
Eine Veranstaltung des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bremen in Kooperation mit Erinnern für die Zukunft e.V.
Das Racket wurde von Max Horkheimer weder als neutrale Strukturkategorie noch als soziologischer Idealtypus begriffen, sondern als dialektisch-anthropologische »Grundform der Herrschaft«. Zunächst als Kritik des Nationalsozialismus intendiert, sollte sie zugleich die verschiedene Gesellschaften übergreifenden Tendenzen identifizieren, die mit der »steigenden organischen Zusammensetzung des Kapitals« (Marx) wirksam werden, und zwar in politisch höchst unterschiedlichen Formen. Gemein ist den Rackets die Zerstörung und Unterdrückung all jener gesellschaftlichen Vermittlungsinstanzen, die die selbstdestruktive Dynamik des Kapitals in einem gewissen Maße einhegen und damit auch dem aus dieser Dynamik entspringenden antisemitischen Wahn bestimmte Schranken setzen könnten. Die Racket-Theorie sollte ein »Dokument unabhängiger Theorie unserer Zeit« werden und auf Initiative von Max Horkheimer in Form einer umfassenden Kollektivarbeit von allen Mitarbeitern des einstigen Frankfurter Instituts für Sozialforschung im US-amerikanischen Exil ausgearbeitet werden. Letztlich jedoch ist die Rackettheorie ein Fragment geblieben. Der Vortrag stellt die Entstehungsgeschichte jener theoretischen Grundrisse dar und zeichnet sie als in intensiver Auseinandersetzung mit der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie entwickelte Kritik der Gewalt aus. Er thematisiert den Zusammenhang und die Differenz von Souveränität und prekärer Einheit, die die miteinander rivalisierenden Rackets allenfalls zu bilden imstande sind, sowie die zentrale Bedeutung, die der Antisemitismus dabei hat. Auch nach dem Sieg der Alliierten über den Nationalsozialismus scheint die Relevanz der Rackettheorie für eine Kritik der spätkapitalistischen Totalität unabgegolten: Gesellschafts- und Staatszerfall äußern sich in verschiedenen Formen, nicht allein in Bandenherrschaft und failed states wie Somalia; so etwa im russischen Racket-Staat und der mit ihm verbundenen „multipolaren Ordnung“, in der Destabilisierung ganzer Länder und Regionen wie im Nahen Osten unter dem führenden Einfluss des Iran. Nicht zuletzt im Fortbestand der antisemitischen Vernichtungsdrohung und im globalen Hass auf Israel kulminiert daher die traurige Aktualität der Racket-Theorie.
Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und Partnerschaft für Demokratie Bremen
In den Straßen nördlich des Berliner Alexanderplatzes, im sogenannten Scheunenviertel, fand im November 1923 ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung statt. Vor allem in der Grenadierstraße konnte der Mob ungestört wüten, verletzen und plündern.
Der gewaltvolle deutsche Antisemitismus hat eine lange Vorgeschichte. Bereits im „demokratischen“ Preußen gibt es erste Internierungslager und einen Berliner Polizeipräsidenten, der von einer „Ostjudenplage“ spricht und dementsprechend handelt.
Karsten Krampitz untersucht, wie im Krisenjahr 1923 die verbale Gewalt nach und nach in physische Gewalt umschlägt. Dabei fragt er, warum die judenfeindlichen Ausschreitungen der Weimarer Demokratie heute so gut wie vergessen sind. Die Juden und Jüdinnen der Grenadierstraße waren nach Amerika oder Palästina weitergezogen oder nach Auschwitz deportiert und ermordet worden. Ihre Erinnerung an das Pogrom im November 1923 haben sie zwar mitgenommen, in diesem Buch aber kommen einige von ihnen zu Wort. Die damals angefertigten Opferprotokolle werden nun erstmals publiziert.
Eine Veranstaltung des Kulturzentrum Kukoon in Kooperation mit Partnerschaft für Demokratie Bremen
Die Deutschen und ihre Arbeit. Eine lange Geschichte eines überhöhenden Selbstbildes. Eine lange Geschichte des Antisemitismus, die der Nationalsozialismus noch einmal radikalisierte. Deutsch soll eine Arbeit sein, die der Volksgemeinschaft dient. Unter Verweis auf „deutsche Arbeit“ begründete der Nationalsozialismus nicht nur sein antisemitisches Selbstbild, sondern auch Praktiken der Verfolgung und Vernichtung. In der Analyse der NS-Devise „Arbeit macht frei“ zeigt sich der Zusammenhang dieser Praktiken und der zwischen Antisemitismus, Rassismus und Sozialchauvinismus. Denn wessen Arbeit sollte wen frei machen? Und wovon?
Nikolas Lelle arbeitet seit 2020 bei der Amadeu-Antonio-Stiftung als Projektleiter der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus. Zuvor promovierte er – nach einem Studium der Philosophie und Soziologie in Frankfurt am Main und Mainz – an der Humboldt Universität zu Berlin in der Sozialphilosophie. 2018 gab er zusammen mit Felix Axster den Band „,Deutsche Arbeit‘. Kritische Perspektiven auf ein ideologisches Selbstbild“ (Wallstein-Verlag) heraus. 2022 erschien sein Buch „Arbeit, Dienst und Führung: Der Nationalsozialismus und sein Erbe“ im Verbrecher-Verlag.
Eine Veranstaltung von SJD - Die Falken Bremen
Der Text Unmensch und Übermensch von Joachim Bruhn versuchte angesichts der rassistischen Pogrome der 90er Jahre und im Bewusstsein der Shoah das Verhältnis von Antisemitismus und Rassismus zu bestimmen. Er geht dabei davon aus, dass beide Produkt der selben staatsbürgerlich-kapitalistischen Subjektkonstitution sind und ihnen in diesem Sinne nur mit radikaler Kritik an Staat und Kapital begegnet werden kann. Wir möchte uns diesem Klassiker der 'antideutschen Kritik' widmen und versuchen mit ihm gegenwärtige identitätspolitische Reaktionen auf Antisemitismus und Rassismus zu verstehen.
Da der Raum begrenzt ist, bitte vorab per Mail an solariumkgb@riseup.net anmelden
Eine Veranstaltung der Gruppe Solarium KGB
Begrenzte Teilnehmer*innenzahl, Alter: 16-26 Jahre. Die Teilnahme ist kostenlos. Weitere Infos & Anmeldung unter www.falken-bremen.de
Organisiert von SJD - Die Falken Bremen
Der Vortrag bekräftigt die These Timothy Snyders vom besonderen Charakter des Holocaust in den „Bloodlands“ (neben dem Baltikum auch Ostpolen, die Ukraine und Weißrussland). Der US-amerikanische Historiker hebt dafür vor allem die aktive Mitwirkung von Teilen der einheimischen Bevölkerungen an dem Judenmord hervor; die Massenerschießungen als die am häufigsten angewandte Methode („Holocaust by bullets“) und deren sofortige Vollstreckung in der Nähe der Wohnorte der Opfer. Betrachtet werden müssen aber auch die relativ großen Handlungsspielräume einzelner Akteure der Besatzungsregime auf der regionalen und lokalen Ebene und, damit zusammenhängend, die häufigen Kompetenzstreitigkeiten insbesondere zwischen den Verwaltungen und den Polizeiapparaten.
Dr. Ivo Bock war lange Jahre wissenschaftlicher Mitarbeit der Forschungsstelle Osteuropa Bremen.
Eine Veranstaltung des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bremen
Bei diesem Stadtrundgang geht es um den 9.11.1938 in Bremen, sowie um seine Vor- und Nachgeschichte. Gezeigt wird die Geschichte von Jüdinnen und Juden in Bremen und die Spuren, die sie in dieser Stadt hinterlassen hat. Wir werden Orte ihrer Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus aufsuchen, die mit dem 9.11. nur ihren vorläufigen Höhepunkt nahm. Ein Thema werden auch die Täter sein, ihre Planungen, ihr Vorgehen und ihre weitgehende Straffreiheit nach Ende des Nationalsozialismus.
Achim Bellgart führt in Bremen thematische Stadterkundungen durch.
Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und Partnerschaft für Demokratie Bremen
Jan Gerber wird ausgehend von seiner Arbeit zu Jaques Vergès und der an ihm aufgezeigten Kontinuität Kontinutiät von Nationalsozialismus und Postkolonialer Ideologie auf die Veränderung der Form des Erinnern sowie die mit ihr verbundenen Konsequenzen eingehen.
Eine Veranstaltung des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bremen
Die Antwort der radikalen Linken auf den Vernichtungsantisemitismus der islamistischen Mörderbanden fällt leider viel zu gering und unempathisch aus. Es demonstriert die Postmoderne mit Pseudokommunisten, Islamisten und der neuen Rechten. Dass sich diese unheilige Allianz auf ein Neues formiert, liegt unter anderem an einer gemeinsamen Wahrnehmung der Welt. Teil diese Wahrnehmung ist der Antisemitismus.
In dem Workshop wollen wir anhand von Deutschrap eine niedrigschwellige Einführung in die materialistische Kritik des Antisemitismus geben.
Anmeldung per Mail an solariumkgb@riseup.net
Eine Veranstaltung der Gruppe Solarium KGB
Moishe Postones Aufsatz Antisemitismus und Nationalsozialismus umfasst zwar lediglich 30 Seiten, lieferte aber wichtigere Impulse für linke Debatten als unzählige Bücher und Studien. Postones Text bietet eine neue Interpretation von Antisemitismus, Antikapitalismus und Nationalsozialismus. Er kritisiert eine verbreitete linke Interpretation der nationalsozialistischen Herrschaft als simplen Ausdruck von Klassenherrschaft und Antikommunismus und betont die zentrale Rolle des Antisemitismus und der Vernichtung des europäischen Judentums für ein Verständnis des Nationalsozialismus. Antisemitismus interpretiert er im Kontrast zu verbreiteten linken Auffassungen nicht als Variante des Rassismus, sondern als Ausdruck eines reaktionären Antikapitalismus. Postones Thesen liefern wichtige Anregungen für eine kritische Analyse von Nationalsozialismus und Antisemitismus, aber auch von antiemanzipatorischen Formen des Antikapitalismus und eines Antisemitismus von links – sowohl historisch wie aktuell. Im Seminar wird der Aufsatz gemeinsam gelesen und diskutiert. Zur besseren Einordnung des Textes wird es ergänzende Exkurse zu folgenden Themen geben: Linke Faschismustheorien und Analysen des Nationalsozialismus; Antisemitismus und Antizionismus; Geschichte der Neuen Linken; Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx.
Moritz Zeiler hat Geschichte und Politikwissenschaften studiert und ist Mitglied der Gruppe associazione delle talpe. Veröffentlichungen: Das Klima des Kapitals. Gesellschaftliche Naturverhältnisse und Ökonomiekritik, Berlin 2022 (Herausgabe mit Valeria Bruschi), Materialistische Staatskritik. Eine Einführung, Stuttgart 2017 sowie zusammen mit associazione delle talpe Herausgabe der Textsammlungen Staatsfragen. Einführungen in die materialistische Staatskritik, Berlin 2009 sowie Maulwurfsarbeit I-VI, Berlin/Bremen 2010- 2022.
Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und Partnerschaft für Demokratie Bremen
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Eine Veranstaltung der Gruppe Solarium KGB
Was und von wem wurde mit wissenschaftlichem Anspruch während des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts über Antisemitismus in Deutschland gearbeitet und geschrieben? Welche Ansätze bot die frühe Antisemitismusforschung? Das sind die Leitfragen der Studie von Franziska Krah, die ein Stück Kultur- und Wissenschaftsgeschichte zugleich bietet. Darüber hinaus schlägt der Vortrag einen Bogen zur Geschichte des Abwehrkampfs gegen den Antisemitismus bis 1933. Das Fazit: Bereits in der Weimarer Republik existierte ein tiefergehendes Wissen über den Antisemitismus, das jedoch für den Abwehrkampf gegen antisemitische und völkische Bewegungen wenig Perspektiven bieten konnte.
Franziska Krah ist Historikerin und Herausgeberin von Binjamin Segel: Die Protokolle der Weisen von Zion kritisch beleuchtet. Eine Erledigung, Freiburg 2017. Weitere Veröffentlichung: „Ein Ungeheuer, das wenigstens theoretisch besiegt sein muß“ – Pioniere der Antisemitismusforschung in Deutschland, Frankfurt am Main 2017.
Eine Veranstaltung von associazione delle talpe in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und Partnerschaft für Demokratie Bremen
Dies ist die Geschichte eines Jungen aus dem blutigen neunzehnten Bezirk Chicagos, der Reporter und schließlich Romanautor wurde und 16 Bücher schrieb. Er war als Kriegsberichterstatter 1937 im spanischen Bürgerkrieg, besuchte die jüdischen GIs in den Schützengräben und drang 1945 in Deutschland bis ins »Herz des Bösen« vor. Als einer der ersten wurde er mit dem Grauen der Konzentrationslager in Buchenwald, Dachau und Ohrdruf konfrontiert. Er drehte den ersten Film über das neugegründete Israel und dokumentierte von den Ruinen des Warschauer Ghettos bis zum Hafen von Haifa den Fluchtweg überlebender polnischer Juden nach Palästina. Er entdeckte 1950 die damals noch unbekannten Tagebücher Anne Franks und war am Welterfolg des Buches nicht unwesentlich beteiligt. Er schrieb Bestseller wie »Zwang«, das mit Truman Capotes »Kaltblütig« verglichen und mit Orson Welles verfilmt wurde. Die Los Angeles Times schrieb, Meyer Levin sei »der bedeutendste jüdische Autor seiner Zeit«, der von Ernest Hemingway, Albert Einstein und Thomas Mann gelesen und hochgeachtet wurde.
Pressestimmen: »Das Buch will bewahren, was die Menschheit nur allzu gerne vergisst. Es wird den Nachgeborenen als Quelle der Aufklärung und als lebendiges Bild dessen dienen, was wir erleben mussten.« (Thomas Mann) / »Meyer Levin glaubt an das Richtige, und die Suche nach dem Richtigen ist das grundlegende Motiv seines Strebens. Ich kenne kaum jemanden, der nicht aus diesem Buch lernen kann.« (Albert Einstein)
Eine Veranstaltung des Kulturzentrum Kukoon in Kooperation mit Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und Partnerschaft für Demokratie Bremen
Christian Geissler untersucht in seinem Romandebüt „Anfrage“ (1960) die Schuld der Väter am Holocaust und greift die „Wir haben von allem nichts gewusst“-Haltung der Adenauer-Ära an. Das war neu und stieß nicht gerade auf Gegenliebe in der Nachkriegsgesellschaft. Der Roman erzählt vom Physiker Klaus Köhler, der herausfinden will, was mit der jüdischen Familie Valentin geschehen ist. Ihr hatte das Haus gehört, in dem das Institut untergebracht ist, in dem er arbeitet. Seine „Anfragen“ fördern das Bild einer Gesellschaft zu Tage, in der alte Nazis unbehelligt weiterleben und die Opfer sich weiterhin verstecken müssen. Zudem sucht der Protagonist den einzigen überlebenden Sohn des Eigentümers, der – noch immer in Angst und Schrecken – unter falschem Namen in der Stadt wohnen soll. Köhlers mit der DDR sympathisierender Kollege Steinhoff interessiert dies nicht. Für ihn, der ein Bein im Krieg verloren hat und der traumatisiert wie zynisch stets davon erzählt, wie Menschen als Soldaten von Hitler zum Kriegsende verheizt wurden, zählt ein Einzelschicksal nicht. Schließlich begegnet Köhler einem entfernten Verwandten der jüdischen Familie, der in den USA lebt und während einer Europareise das Haus der Familie aufsucht.
„Anfrage“ wurde 1960 zum Bestsellererfolg. Große und kleine Zeitungen druckten Besprechungen, sorgten so für eine enorme Verbreitung. Marcel Reich-Ranicki sah in dem Buch den lang ersehnten Schrei des Schmerzes und der Verzweiflung, der Schande und der Empörung: „Ein heiserer Schrei, gewiß, doch ein erschütternder Schrei, dessen Ehrlichkeit nicht bezweifelt werden kann.“
Mehr Informationen zu Christian Geissler finden sich auf der Webseite der Christian Geissler Gesellschaft.
Detlef Grumbach (Christian-Geissler-Gesellschaft) gibt eine Einführung in die Biographie und das Werk von Christian Geissler. Michael Weber (Deutsches Schauspielhaus Hamburg) liest Auszüge aus Geisslers Roman „Die Anfrage“.
Eine Veranstaltung des Kulturzentrum Kukoon in Kooperation mit Rosa-Luxemburg-Initiative – Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bremen und Partnerschaft für Demokratie Bremen